Arbeitsweisen von heutigen Regisseuren mit Schauspielern
Nicolas Stemann
„Man stellt die ganzen Fragen, die uns Stanislawski eingehämmert hat.Das macht dem Schauspieler bewußt, was er eigentlich tut.Bei allen Sachen, die ich inszeniere … hat alles, was die Schauspieler machen, immer mit Handlung, Intuition, Ziel, Objekt und Situation zu tun.Ich glaube, dass Schauspieler gar nicht anders spielen können. In dem Moment, wo sie auf der Bühne sind, sind sie verurteilt, so zu denken. Es ist egal, ob es konventionelle Figuren sind oder nur ein postmodernes Zeichen im Raum. sie haben ja nichts als ihr Menschsein als Ausdrucksmittel und deshalb muß sich auch dieses postmoderne Zeichen im Raum innerhalb einer menschlich nachvollziehbaren Logik verhalten.
Auch wenn man Regeln brechen will, hilft es, sie zu kennen und bedienen zu können… Wenn das nicht so ist, dann wird das Schauspiel leicht schwammig.
… Wir basteln eigentlich die ganze Zeit an Subtexten und Situationen und Schauspielermotivation… man bastelt sich Situationen zurecht, damit die Schauspieler ins Spiel kommen… ich glaube, dass man das als Spannung oder Energie spürt. Wissen die Schauspieler, was sie tun, können sie eine kllare Energie entwickeln. Dafür ist die Grundausbildung im Schauspielervokabular sehr hilfreich.“
( also : Handlung – Intuition – Ziel – Objekt – Situation – Menschsein – Logik – Subtexte –
Energie )
Falk Richter
„ Brecht arbeitet ja mit der Technik der Brüche… Die Figur setzt sich aus ganz unterschiedlichen Teilen zusammen, ist brüchig, verhält sich den Umständen entsprechend, schaut sich selbst zu, bewertet sich, steigt aus und verschmilzt wieder für einen Moment mit einem anscheinend authentischen Selbst, das aber auch nur konstruiertes Image ist. So legte ich jedenfalls die brechtsche Lehre für mich aus … und wenn man nicht völlig vernebelt ist, passiert dann einiges im Gehirn und kreative Prozesse werden in Gang gesetzt …wenn von einer Aufführung ein Funke, eine Idee, eine Energie, ein eigenständiges Denken, ein intensives Gefühl, eine radikale Haltung ausgeht…“
( also : Brüche – Teile – Umstände – das authentische Selbst – konstruiertes Image –
kreative Prozesse – ein Funke – eine Idee – intensives Gefühl – radikale Haltung )
Thomas Ostemeier
„ Das Abschaffen von theatralischen Klischees im Spiel und ein Bewußtsein dafür zu entwickeln, dass Kreativität in erster Linie nicht bedeutet… ich mach das Gegenteil von dem, was im Text sagt…Kreativität bedeutet auch ganz einfach zu überlegen: Wir sitzt ein Schauspieler am Tisch? Was gibt es für tausend Möglichkeiten, da am Tisch zu sitzen? Was gibt es für tausend Möglichkeiten, eine Tasse zu nehmen, durch die Tür zu kommen, einen Abschied zu spielen…dem Schauspieler die Möglichkeit geben, kreativ zu sein, ihm sagen, komm doch mal ganz anders durch die Tür, oder, vergiß mal, die Tür zuzumachen und in Deinem ersten Satz fällt Dir ein, dass die Tür hinter Dir noch offen ist und dabei sprichst Du. Es geht gar nicht um die Textbehandlung, sondern um die Emotion und das, was über die Figur ausgedrückt werden soll. Das kann sich dadurch herstellen, dass Du mit dem Schauspieler eine Handlungskette baust, eine Abfolge von ganz konkreten Handlungen, die durch verschiedene Probenprozesse so durchdacht und gefiltert sind, das es am Ende dazu kommt, dass sich durch das, was er tut, genau das herstellt, was die Siuation der Figur sein könnte. Und wegzukommen von dem Gequetschte und dem Schweiß auf der Stirn und die Stimme anstrengen und was man so alles am schlechten Theater sieht.“
( also: Keine Klischees – Kreativität – Emotion – Handlungskette – konkrete Handlungen –
Situation der Figur -)
Jan Philipp Gloger
„ …es geht in der Kunst ja immer per se um Selbstbefragung, Selbsterneuerung und das kann natürlich nur funktionieren mit nicht zu engen Definitionen, mit weiten Begriffen, die alle möglichen Formen von künstlerischen Äußerungen zulassen…wo ist Welt, wo ist es offener, wo haben die Bücher, die ich lese, Platz. Überhaupt alles – Gefühle, Gedanken, Modelle, Menschen – und dieser Kosmos ist Theater ja einfach. Offen.Das darf man sich nicht durch zu enge Definitionen verbauen…Wenn jemand sagt, das ist richtig, das ist falsch, und sei es nur unter der Überschrift des Handwerks, dann werde ich ganz allergisch.“
(also: Selbstbefragung – Selbsterneuerung – weite Begriffe – Gefühle – Gedanken – Modelle – Menschen – Offenheit – wo ist Welt? -)